Svenja Deringer (43) aus Winterthur ZH liess sich mehrmals die Wimpern verlängern. Eine Stylistin reinigt und entfettet dabei die Wimpern und klebt auf jedes Haar künstliche Härchen. Das Resultat: «Ich stand morgens auf und hatte sofort einen frischen Blick, ohne dass ich mich schminkte», erzählt Deringer.
Doch im letzten Herbst lief die Behandlung schief. Kurz nachdem die Stylistin ihre Wimpern verlängert hatte, bekam sie Probleme mit den Augen: «Meine Lider brannten und schwollen an, die Augen waren gerötet», erinnert sich die Winterthurerin.
Grund für die allergische Reaktion war der Inhaltsstoff Cyanoacrylat, der in Wimpernklebern, Sprühverbänden und Sekundenklebern enthalten ist. «Dieser Inhaltsstoff kann die Haut oder die Schleimhaut des Auges entzünden», sagt die Hautärztin Laurence Imhof vom Zürcher Unispital. So wiesen finnische Forscher nach, dass Cyanoacrylat bei Stylistinnen Nasenentzündungen und Asthma auslöste. Eine Studie in Japan kam zu ähnlichen Resultaten: Von 200 Frauen, die sich die Wimpern verlängern liessen, hatte jede vierte Augenentzündungen, Schmerzen oder juckende und geschwollene Augen.
Künstliche Substanzen reizen die Augen
Svenja Deringer hatte Glück: Sie arbeitet in einem Schönheitssalon und liess sich dort die Wimpern sofort wieder abnehmen. Innert weniger Minuten klangen die Symptome ab. Selber kann man den Leim allerdings nicht entfernen. Denn das Mittel zum Ablösen der künstlichen Wimpern ist im Handel nicht erhältlich.
Auch andere Wimpernbehandlungen enthalten problematische Lösungsmittel. Beispiel Laminieren: In mehreren Schritten fixieren, färben und umhüllen die Stylistinnen die Wimpern mit verschiedenen Lösungen. So sollen sie dichter und dunkler werden.
Ähnlich ist das Vorgehen bei der Wimpernwelle und beim Wimpernlifting. Damit erhält man angeblich einen wacheren Blick, weil die Härchen nach oben gebogen werden. Eine Lösung weicht die Haarstruktur auf und fixiert sie in der gewünschten Form.
Beim Färben werden die Wimpern dunkler und beim Permanent Mascara zusätzlich noch dichter. Bei beiden Methoden arbeiten die Stylistinnen mit Färbemitteln.
Wer eine empfindliche Haut, eine Hautkrankheit rund ums Auge oder eine Kontaktallergie auf einen der Inhaltsstoffe hat, sollte auf solche Behandlungen verzichten, rät Laurence Imhof. «Alle künstlichen Substanzen haben das Potenzial, das Auge zu reizen.» Auch Augenärztin Melanie Eberle aus Emmenbrücke LU hält Schönheitsbehandlungen an den Wimpern für problematisch: «Die längeren oder dichteren Wimpern können die Augen austrocknen, weil sie mehr Luft ans Auge fächern.» Solche Wimpern hätten zudem auch mehr Oberfläche als natürliche Wimpern. Die Folge: Bakterien, Staub und Pilze können sich ablagern. «Das dürfte das Risiko von Infekten an Lid und Auge erhöhen.»
Behandlung kann Infektion auslösen
Hinzu kommt: Arbeitet eine Stylistin nicht sauber, sind unangenehme Folgen programmiert. Klebt die Stylistin die Wimpern zum Beispiel zu nahe ans Auge oder direkt auf das Augenlid, können Mikroverletzungen auftreten. Gelangen Bakterien in die Wunde, droht eine Infektion. Laurence Imhof hat schon Kundinnen mit Beschwerden nach Wimpernbehandlungen betreut. Sie sagt: «Manchmal sind sogar Antibiotika nötig.» Es kann mehrere Wochen dauern, bis die Beschwerden abklingen.
Gesundes Essen tut auch den Haaren gut
Wer seine Wimpern auf sanfte Weise verschönern möchte, greift am besten zu natürlichen Mitteln – und tut dies zu Hause vor dem Spiegel. So pflegt Grüntee die Härchen, ohne ihnen zu schaden. Man befeuchtet damit ein Wattestäbchen, schliesst das Auge und bestreicht damit den Wimpernkranz. Nach einer Viertelstunde wäscht man ihn aus.
Gut für das Haarwachstum ist eine gesunde Ernährung mit viel Früchten, Gemüsen, Nüssen und Eiweiss. Ausserdem sollte man die Augen abends immer abschminken. Sonst trocknen die Wimpern aus und können brechen.