Wenn Hanny Wigger lange zu Fuss unterwegs ist, kriegt sie Schmerzen an den Fussgelenken. Dann setzt die 88-Jährige auf ein bewährtes Hausmittel: «Ich mache mir am Abend einen Wirzwickel.» Mit einem Wallholz zerdrückt sie die äussersten Blätter des Kohls, bis der Saft rauskommt, und legt sie auf die schmerzende Stelle. Der Saft kühlt das Gelenk. Darüber legt sie ein Baumwolltuch, um die Blätter zu fixieren. Dann bindet sie den Fuss mit einem Schal ein und lässt den Wickel über Nacht einwirken. Nach ein, zwei Tagen tue der Fuss nicht mehr weh. Wigger sagt: «Heutzutage rennen die Leute wegen jedem Leiden zum Arzt und holen sich ein Medikament. Dabei nützen Wickel häufig ebenso gut und sind erst noch günstiger.»
Auch Fachleute empfehlen Wickel bei zahlreichen Beschwerden – von Husten bis zu Stirn- und Kieferhöhlenentzündungen. Maya Thüler, Pflegefachfrau und Autorin des Buchs «Wohltuende Wickel», rät: «Bevor man zu stärkeren Mitteln greift, lohnt sich der Versuch mit einem Wickel.» Und Martin Koradi, Fachmann für Naturheilkunde in Winterthur, sagt: «Wickel lindern Schmerzen und haben wenig Risiken.»
Zwar sind Wickel kaum wissenschaftlich erforscht, doch sie stützen sich auf althergebrachte Heilmethoden. Das Prinzip: Wickel kühlen den Körper oder erwärmen ihn. Zum Beispiel helfen die klassischen kalten Essigsocken gegen hohes Fieber. Man tränkt lange Kniesocken in kühles Essigwasser und zieht sie bis zu den Waden hoch. Darüber kommt ein zweites, trockenes Paar Socken. Das kühle Essigwasser entzieht dem Körper die Hitze. Maya Thüler sagt: «Das hilft häufig genau so gut wie Medikamente, die das Fieber senken, jedoch ohne Nebenwirkungen.» Statt Essig kann man Zitronenwasser verwenden.
«Quark kühlt die Haut»
Auch bei Sonnenbrand, Ekzemen oder Krampfadern lindert ein kalter Wickel die Beschwerden. Häufig verwendet man dafür Quark. Er ist gut verträglich für die Haut. Man streicht ihn fingerdick auf die betroffenen Stellen und bindet sie mit einem Tuch ein. Martin Koradi erklärt: «Der Quark kühlt die Haut und führt dazu, dass sich die Blutgefässe zusammenziehen.» Das hemme Entzündungen und lindere Schwellungen. Ebenso gut könne man das aber mit anderen feucht-kühlen Zusätzen erreichen.
Wer jedoch unter Nackenschmerzen oder einer Blasenentzündung leidet, setzt lieber auf einen warmen Wickel. «Wärme entspannt die Muskeln», sagt Koradi. Am einfachsten ist laut Thüler der Kartoffelwickel. Man zerquetscht geschwellte Kartoffeln zwischen zwei Baumwolltüchern und bindet sie mit einem Wollschal auf die schmerzende Stelle. Der Vorteil: Kartoffeln speichern die Wärme lange. Allerdings muss man sie erst ein wenig abkühlen lassen, damit man sich nicht verbrennt.
Man kann die Wirkung von Wickeln verstärken, indem man heilsame Stoffe beifügt. Bei Bronchitis oder Ischias-Schmerzen hilft zum Beispiel ein warmer Wickel mit Senfmehl aus der Apotheke. Es setzt schwefelhaltige Senföle frei. «Diese fördern die Durchblutung der Organe», sagt Martin Koradi. Allerdings reizt Senfmehl die Haut. Der Wickel darf deshalb höchstens 15 Minuten am Körper bleiben und ist erst für Kinder ab sechs Jahren geeignet.
Auch ein warmer Wickel mit rohen Zwiebeln enthält gesunde Stoffe. Das schwefelhaltige ätherische Öl löst laut Thüler den Schleim bei verstopfter Nase. Wer den Geruch nicht erträgt, kann auch ein anderes ätherisches Öl auf den Wickel tröpfeln. Studien weisen darauf hin, dass Eukalyptus, Kampfer und Thymian gut auf die Atemwege wirken.
Geborgenheit und Ruhe
Während der Wickel einwirkt, kommt man zur Ruhe. «Das ist für den Heilprozess zentral», sagt Maya Thüler. Martin Koradi rät, sich den Wickel möglichst von jemand anderem anlegen zu lassen. «Dann fühlt man sich aufgehoben.» Gerade für Kinder sei Geborgenheit wichtig, um gesund zu werden.
Das weiss auch Hanny Wigger. Sie hat ihren Kindern oft Wickel gemacht, als sie krank waren. Ihre Tochter hat die Tradition weitergeführt. Wenn ihre Söhne Bronchitis hatten, machte sie ihnen einen Kartoffelwickel. «Wer weiss», sagt Wigger. «Vielleicht machen meine Enkel später auch einmal Wickel.»
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