Schon Wochen vor dem Flug habe ich schlaflose Nächte. Am Flughafen rast mein Herz. Ich bekomme weiche Knie und schweissnasse Hände. Wenn ich dann im Flieger sitze und er sich zum Start bereit macht, verkrampft sich alles in mir. Ich klammere mich an den Sitzlehnen fest und gerate in Panik. Ich stelle mir vor, wie die schwere Maschine mit den vielen Gepäckstücken und Passagieren abhebt, sich jedoch nicht in der Luft halten kann und abstürzt. Erst wenn das Flugzeug die Höhe erreicht hat und ruhig gleitet, löse ich mich aus dieser Starre. Doch sie kann jederzeit wieder eintreten. Zum Beispiel dann, wenn der Flieger wackelt oder absackt. Meist öffne ich den Sicherheitsgurt nur, wenn ich zur Toilette muss.
Angst vor dem Fliegen hatte ich schon früher, aber seit zwei Jahren ist sie besonders stark. Der Auslöser war ein Flug von Vancouver nach Zürich. Kurz nach dem Start gab es Turbulenzen. Ich erinnere mich, wie eine Weinflasche aus der Halterung des Servicewagens spickte. Die Crew musste Platz nehmen und sich anschnallen. Ich dachte: «Es passiert etwas ganz Schlimmes, jetzt ist Feierabend.» Seither tauchen diese Gedanken immer wieder auf, sobald das Flugzeug ruckelt – sei es beim Start oder in der Luft. Ich habe Angst vor einem Absturz und vor der Panik, die dadurch ausbrechen könnte. In solchen Situationen bin ich kaum noch ansprechbar. Sobald das Flugzeug gelandet ist und ich wieder Boden unter den Füssen habe, ist die Angst verflogen.
Wenn ich fliege, erkenne ich mich selbst nicht wieder. Ich bin sonst keine ängstliche Person. Im Gegenteil: Ich schätze mich als selbstbewusst ein. Es macht mir Spass, viel zu unternehmen. Dazu gehört auch das Reisen. Das ist der Grund, weshalb ich immer noch ins Flugzeug steige. Der Angst steht meine Neugier auf ferne Länder und fremde Kulturen gegenüber. Deshalb sehe ich das Fliegen als notwendiges Übel, das ich über mich ergehen lassen muss.
Ich möchte nicht klein beigeben, sondern mich der Angst stellen. Deshalb habe ich diesen Frühling ein Seminar gegen Flugangst besucht. Geholfen hat es mir unter anderem, weil ich die Technik hinter dem Fliegen jetzt besser verstehe und mehr Vertrauen in sie habe. Ich weiss jetzt zum Beispiel, dass es normal ist, dass die Flügel sich bewegen. Vorher befürchtete ich stets, sie würden abbrechen.
Die Angst ist zwar nicht weg, aber ich habe gelernt, wie ich mich entspannen kann. So hilft es mir etwa, wenn ich mich beim Start nach vorne beuge und die Arme hängen lasse. Auch habe ich mir ein pflanzliches Mittel gekauft, das beruhigen soll. Ob es etwas nützt, stellt sich im August heraus. Dann fliege ich mit meinem Mann und meinem Sohn in die USA. Ich hoffe, es geht alles gut.
Das hilft gegen die Angst im Flugzeug
Viele Leute haben im Flugzeug zwar keine Panik, fühlen sich aber nicht wohl. Die Zürcher Psychologin Bettina Schindler hat sich auf Flugangst spezialisiert. Sie empfiehlt, rechtzeitig am Flughafen anzukommen – nie zu spät: «Stress erhöht die Angst.» Wer bei Turbulenzen Angst hat, sollte im vorderen Teil des Flugzeugs sitzen. Dort sind sie nicht so stark. Zudem fühlt man sich weniger eingeengt als hinten. Auch Atemübungen helfen, sagt Schindler:
«Am besten atmet man ruhig und tief durch die Nase ein und durch den Mund doppelt so lange aus.» Gesundheitstipp- Ärztin Martina Frei sagt: «Auch zwei Dragées Baldrian kurz vor dem Flug können helfen.»
Infos und Hilfe
Flugangst-loswerden.ch
Fit-to-fly.ch
Swiss.com/worldofswiss/de ! Fliegen trotz Flugangst
Buchtipp: Rudolf Krefting: «Angstfrei fliegen», Trias