Vor drei Jahren nahm ich mit meinem Pferd «Coco Canel» an einem Wettkampf teil. Während wir den Parcours absolvierten, hörte mein Herz plötzlich auf zu schlagen. Offenbar ritt ich weiter, obwohl ich bewusstlos gewesen sein muss. Nach dem achten Hindernis, einem Sprung ins Wasser, wurde mein Pferd immer langsamer. Im Schritt trottete es bis zum Rettungswagen des Sanitätsdienstes, der in der Nähe stand. Dort blieb es stehen und ich fiel zu Boden. Unter den Rettungssanitätern war auch ein Herzspezialist. Er erkannte sofort, dass ich einen Herzstillstand erlitten hatte und setzte einen Defibrillator an. Dann fuhren sie mich mit Sirene und Blaulicht ins Inselspital.
So haben mir Augenzeugen und meine Frau später das Ereignis erzählt. Ich selber habe nicht mitbekommen, was mit mir passiert ist. Ich erinnere mich nur noch vage an die ersten drei Hindernisse – danach: Filmriss. Die Ärzte operierten mich und setzten mir drei Bypässe ein. Sie sagten mir hinterher, ich sei klinisch schon tot gewesen. 36 Stunden lag ich im Koma. Das Spital konnte ich aber bald wieder verlassen und nach Hause fahren. Schmerzen hatte ich zwar keine. Aber ich fühlte mich so schwach und kraftlos, dass ich nicht einmal alleine gehen konnte. Meine Frau musste mich stützen. In den ersten Wochen konnte ich ohne sie nirgendwo hingehen.
Schon Monate vor dem Herzstillstand hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich ging sogar zum Hausarzt, weil ich einen Druck auf dem Herzen verspürte. Doch der fand nichts Beunruhigendes. Dabei hätte ich gewarnt sein sollen: Schon meine Eltern hatten Herzprobleme. Aber darüber habe ich nie gross nachgedacht. Jetzt weiss ich: Zu viel Stress tut dem Herzen nicht gut. Aber ich lebte ein Leben mit Tempo 380. Der Vollzeitjob im Büro machte mir schon lange keinen Spass mehr. Ich spielte als Ausgleich in einer Rockband. Wir hatten fast jede Woche einen Auftritt. Einen Grossteil meiner Freizeit beanspruchte mein Hobby, das Reiten.
Meine Kräfte kehrten nur langsam zurück. Mir wurde bewusst, dass ich mein Leben umstellen musste, aber wie? Lange plagten mich Existenzängste. Schliesslich liess ich mich vorzeitig pensionieren und erfüllte mir einen Traum – ich machte mein Hobby zum Beruf. Heute trainiere ich angehende Parcours-Reiter und -Reiterinnen. Ich geniesse es, mein eigener Chef zu sein. Jetzt habe ich auch gelernt, dass ich mir genügend freie Zeit für mich selber nehmen muss.
Reiten ist nach wie vor meine grosse Leidenschaft. Ich fühle mich wieder gesund und vital und nehme zwei- bis dreimal jährlich an internationalen Wettkämpfen teil. Seit dem Herzstillstand hat sich die Verbundenheit zu «Coco Chanel» noch vertieft. Die Stute ist inzwischen zehnjährig. Ich nenne sie meine Lebensretterin.
Herzstillstand
Ein Herzstillstand kann jeden treffen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder auch Blutungen im Herzbeutel. Betroffene sacken plötzlich zusammen oder fallen um und sind nicht mehr ansprechbar. In einem solchen Fall sollten Passanten sofort den Rettungsdienst über die Telefonnummer 144 alarmieren, mit einer Herz-massage beginnen und sie so lange weiterführen, bis die Sanität da ist.
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