Der schmale Wanderpfad ist ruppig. Langsam, aber gleichmässig setzt Reto Weber aus Luzern einen Fuss vor den anderen. Bis der SBB-Angestellte den höchsten Punkt der Wanderung durch das Maderanertal im Kanton Uri erreicht hat. Er verschnauft kurz auf einer Sitzbank und trinkt etwas Wasser aus einer Quelle. Wenig später, nach einer Feuerstelle, öffnet sich der Blick zum Golzerensee. Das glasklare Wasser glitzert in der Sonne.
Weber ist Fan von Wanderungen zu Seen. Er hat sogar ein Buch darüber geschrieben: «Hinaus ins Blaue». Der 46-Jährige schwärmt: «Beim Baden spült man den Schweiss der Wanderung ab, lockert die Muskeln und kühlt sich ab.» Zudem mache man beim Wandern auch etwas für die Fitness.
Fitnessexperte Fritz Bebie aus Erlenbach ZH bestätigt: «Solche Ausflüge sind gut für die Gesundheit, denn man bewegt sich dabei an der frischen Luft.»
Ideal für Familien: Wandern zum Fählensee
Der Gesundheitstipp hat acht der schönsten Wanderungen zu Bergseen zusammengestellt (siehe unten). Für Familien mit Kindern eignet sich zum Beispiel der Fählensee im Ostschweizer Alpsteinmassiv besonders gut. Wunderbar mystisch liegt er in einem engen Tal zwischen dem Zwinglipass und dem Berggasthof Bollenwees. Wenn die Kinder schon gut mitwandern, fährt man mit dem Bus nach Brülisau AI und startet dort die Wanderung. Mit kleineren Kindern ist die Schwebebahn ab Brülisau zum Hohen Kasten die bessere Lösung.
Für gut Trainierte empfiehlt sich der Tomasee in Graubünden. Hier liegt die Quelle des Rheins. Die Wanderung dauert knapp 5 Stunden und führt über den Pazolastock. Man muss 850 Höhenmeter bewältigen und trifft meist nur wenige Menschen an. Umso schöner ist das Bergpanorama – von den Urneralpen bis weit hinunter in die Surselva.
Hier einige Tipps zur Sicherheit: Man sollte nie einfach in einen Bergsee hineinspringen. Philipp Binaghi, Mediensprecher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft, sagt: «Unbekanntes kann gefährlich sein.» Zum Beispiel ist das Wasser oft nicht so tief, wie man auf den ersten Blick glaubt.
Zudem sind viele Bergseen sehr kalt. Der Lago di Tom im Tessin zum Beispiel erreicht höchstens 17 Grad. Dies, obwohl er einen Sandstrand hat wie in der Karibik. Binaghi: «Die Temperaturunterschiede zwischen Luft und Wasser können riskant sein.» Durch die plötzliche Kälte ziehen sich die Blutgefässe zusammen. Wenn man zu schnell ins kalte Wasser geht, bekommt man eher Krämpfe und Unwohlsein. Im schlimmsten Fall droht eine Ohnmacht. Deshalb sollte man zuerst Beine und Arme mit Wasser benetzen, dann langsam auch Bauch und Brust.
Kaltes Bergseewasser eignet sich gut zum Kneippen: Man geht bis knapp unter die Kniekehlen ins Wasser. Wie ein Storch zieht man dann ein Bein komplett aus dem Wasser und streckt die Fussspitzen nach unten.
Einige Bergseen sind jedoch überraschend warm. Der Gibidumsee im Wallis und der Oberblegisee im Glarnerland haben im Sommer oft angenehme Badetemperaturen. Hier ist auch Reto Weber gern unterwegs. Er schreibt im Buch: «Auf diesem Panorama-Höhenweg erlebt man eine Weite, wie sie wohl manch ein Flachländer nicht kennt.»
Nach dem Baden sollte man etwas warten, bis man die Wanderschuhe anzieht. «Wenn die Füsse vom Baden aufgeweicht sind, gibt es schnell Blasen», sagt Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff.
So sind Sie gut ausgerüstet
Wanderkarte im Massstab 1:25000
Eventuell Badeschuhe
Warme Kleider – auch bei sehr warmen Temperaturen
Genug Proviant und pro Person mind. 1,5 Liter Wasser
Desinfektionsmittel, Pflaster
Zeitplan: Rechnen Sie mehr Zeit ein fürs Baden und Trocknen. An schönen Sommertagen Wartezeiten bei den Seilbahnen einrechnen