Die Klinik Youseezüri in Zürich macht viel, um Junge anzulocken. Sie spricht die Kunden per Du an und offeriert Tiefstpreise für Lasik-Operationen im Betrag von 1290 bis 1490 Franken pro Auge, je nach Methode. Ende Oktober lancierte Youseezüri einen Wettbewerb im Jugendradio «Planet 105». Der Preis: eine Augenlaser-Operation. «Schon bald kannst auch Du ohne Brille wieder scharf sehen», verspricht die Klinik. Auch andere Privatkliniken richten die Werbung auf Junge aus. So offerieren die Pallas-Kliniken 15 Prozent Rabatt für Lehrlinge und Studenten. Auch die Klinikgruppe Focus Laser wirbt mit tiefen Preisen. Im Internet veröffentlicht sie begeisterte Rückmeldungen von meist jungen Patienten. «Super Ärzteteam, bin mega happy», schreibt eine Kundin. Eine andere lobt: «Wow, ich bin so begeistert!»
Fachleute kritisieren die Werbung. Der Augenarzt Christophe Huber aus Forch ZH sagt, Operationen in jungen Jahren seien «unsinnig». Denn in der Jugend entwickeln sich die Augen noch, und die Kurzsichtigkeit wird oft stärker. Deshalb sollten unter 25-Jährige die Operation nicht machen, sagt Huber. Sonst bestehe die Gefahr, dass man nach ein paar Jahren wieder eine Brille brauche. Der Augenarzt Isaak Schipper aus Kriens LU sagt: «Es ist fragwürdig, dass Kliniken mit Rabatten und Wettbewerben junge Patienten anlocken.» Rabatte würden gerade bei jungen Leuten den Wunsch verstärken, sich operieren zu lassen.
Bei der Lasik-Operation schneiden die Ärzte ein kleines Fenster in die Hornhaut und entfernen Teile daraus mit dem Laser. Dann klappen sie das Fenster wieder zu. Weil die Hornhaut beim Eingriff dünner wird und sich bei einigen Patienten nach vorne wölbt, kann der Sehfehler zurückkommen.
Genau das ist André Maurer (Name geändert) passiert. Er unterzog sich mit 21 einer Lasik-Operation. «Ich dachte, dass ich nie mehr eine Brille oder Kontaktlinsen brauche», sagt er. Doch einige Jahre später wurde er erneut kurzsichtig. Heute trägt der 35-Jährige zum Autofahren und Fernsehen wieder eine Brille. «Zwar sehe ich immer noch etwas besser als vor der Operation», sagt er. «Aber der kleine Unterschied war es nicht wert.»
Nebenwirkungen der Lasik-Operation betreffen Junge stärker, denn sie müssen länger damit leben als ältere Patienten. Otto Burger (Name geändert) liess sich mit 32 Jahren operieren. Kurz nach dem Eingriff stellte er fest, dass etwas nicht stimmte: «In der Dämmerung oder bei Stress sehe ich einen Lichthof, es sieht aus wie Wolken.» Seine Augen werden schnell müde, und er bekommt Kopfweh. Der heute 50-Jährige kann nur noch eine bis anderthalb Stunden am Stück lesen. Zudem leidet er unter trockenen Augen. «Im Winter muss ich mehrmals am Tag künstliche Tränen in meine Augen tropfen.»
Die Pallas-Kliniken sagen, laut deutschen Richtlinien dürften Ärzte Lasik-Operationen ab 18 Jahren durchführen, falls die Kurzsichtigkeit zwei Jahre stabil bleibe und die Hornhaut genug dick sei. Die Operation sei laut einer US-Studie die «häufigste und sicherste» zum Verbessern der Lebensqualität. Der Autor der Studie hat allerdings Geschäftsverbindungen zur Lasergeräte-Industrie.
Aufruf: Haben Sie Erfahrungen mit einer Laseroperation?
Schreiben Sie uns: Redaktion Gesundheitstipp, «Laser», Postfach 277, 8024 Zürich, redaktion@gesundheitstipp.ch
Tipps: Laseroperation - Das sollten Junge beachten
- Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren sollten sich nicht operieren lassen.
- Lassen Sie sich von Freundinnen oder Kollegen nicht zur Operation überreden.
- Holen Sie im Zweifelsfall die Meinung von zwei Augenärzten ein.
- Verzichten Sie grundsätzlich auf die Operation bei Kurzsichtigkeit über 8 Dioptrien oder Weitsichtigkeit über 1,5 Dioptrien.