Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass Aluminium im Essen krank macht. Der englische Uni-Professor Christopher Exley forscht seit rund 30 Jahren zu diesem Thema. Er hat fünf Gehirne von verstorbenen Autismuspatienten untersucht sowie zwölf Gehirne von Alzheimerpatienten. Dabei fand er erhöhte Aluminiumwerte. Daraus schliesst Exley, das Metall fördere das Entstehen von Autismus und der Alzheimerdemenz.
Exleys Warnungen finden eine grosse Resonanz: Immer wieder tritt er im Fernsehen auf. Zeitungen und Buchautoren zitieren ihn. Die Wissenschaftssendung «Quarks» des Fernsehsenders WDR nannte ihn «Mister Aluminium». In Zürich hielt er kürzlich vor Ärzten ein Referat. Dabei traf ihn der Gesundheitstipp zum Gespräch.
Belege für Exleys Theorie fehlen
Einige Fachleute kritisieren allerdings, seine Untersuchungen seien «mangelhaft». Hermann Kruse, Toxikologe an der Universität Kiel (D), sagt, das Aluminium in den Gehirnen von Alzheimerpatienten beweise nicht, dass das Metall die Krankheit verursache. Die Ablagerungen könnten auch eine Folge der Krankheit sein. Zudem sei die Zahl der von Exley untersuchten Gehirne zu klein. Auch der Biologe Rex FitzGerald vom Zentrum für Angewandte Humantoxikologie in Basel sagt, Exleys Daten seien «nicht brauchbar», um das Risiko von Aluminium zu bewerten.
Christopher Exley schlägt auch ein Rezept vor, um Aluminium aus dem Körper zu entfernen: Mineralwasser mit viel Silizium. Auch dazu hat er Studien gemacht. Sie ergaben widersprüchliche Resultate: Bei zehn Alzheimerpatienten, die Mineralwasser mit Silizium tranken, mass Exley verminderte Aluminiumwerte im Urin. Bei einer anderen Studie mit 15 Multiple-Sklerose-Patienten fand Exley hingegen erhöhte Aluwerte im Urin.
Irritierend: Exley tritt in einem Werbefilm des englischen Mineralwasser-Herstellers Silica Waters auf. Darin sagt er: «Machen Sie dieses Wasser zu einem festen Teil Ihres Alltags.» Die Getränkefrma zahlte ihm 20 000 Pfund für eine seiner Studien. Deshalb werfen ihm einige Wissenschafter Interessenskonflikte vor. Eine Aluminium-Forschergruppe um den deutschen Neurotoxikologen Christoph van Thriel kommentiert: «Es wirkt schon sehr befremdlich, wenn ein Wissenschafter, der sich gerne als von Industrieinteressen unabhängige Instanz darstellt, in einem Werbefilm mitwirkt.» Die Idee, dass Mineralwasser mit Silizium Aluminium aus dem Körper ausleiten könne, sei «sehr gewagt» und nicht wissenschaftlich abgesichert.
Exley entgegnet seinen Kritikern, sie hätten «wenig oder gar keine» Kenntnisse über Aluminium. Es sei ein bekanntes Nervengift. Die hohen Mengen, die er in Gehirnproben gefunden habe, hätten ihn davon überzeugt, dass Aluminium eine Rolle spiele beim Entstehen der Alzheimerdemenz und des Autismus. Er habe nur wenige Gehirne untersucht, weil er nicht mehr von der Londoner Gehirnbank erhalten habe.
Exley sagt zudem, er habe keine Geschäftsbeziehungen mit Mineralwasserfirmen. Er empfehle den Konsum jedes Mineralwassers, das viel Silizium enthalte – unabhängig von der Marke. Seine erste Studie mit Mineralwasser habe «zweideutige» Ergebnisse gezeigt, räumt er ein. Seither hätten aber weitere Studien bewiesen, dass der Konsum von Mineralwasser mit Silizium Aluminium ausleiten könne.
Trotz der Kritik an Exley sind sich die Experten einig: Aluminium ist nicht ungefährlich. Der Genfer Biologe Stefano Mandriota hat bei Laborversuchen festgestellt, dass in Deodorants enthaltene Aluminiumsalze Brustzellen schädigen. Mandriota sagt: «Es gibt teils starke Anzeichen dafür, dass Aluminium zum Entstehen von Krebs oder Gehirnkrankheiten beitragen kann.» Allerdings gebe es noch keine Beweise dafür. Dennoch sei es besser, den Kontakt mit Aluminium möglichst zu vermeiden: «Denn die vorliegenden Erkenntnisse sind beunruhigend.»
Tipps: So schützen Sie sich vor Aluminium
- Kaufen Sie keine Kosmetikprodukte, die Aluminium enthalten. Verwenden Sie ein Deodorant ohne Aluminiumsalze.
- Auch einige Medikamente enthalten Aluminium, vor allem Mittel gegen Sodbrennen.
- Vermeiden Sie Lebensmittel mit Zusatzstoffen, die Aluminium enthalten.
- Bewahren Sie saure und salzige Lebensmittel wie zum Beispiel aufgeschnittenes Gemüse oder Früchte nicht in Schalen aus Aluminium oder unter Alufolie auf.
- Legen Sie Fleisch erst unmittelbar vor dem Grillieren in Alu-Grillschalen. Salzen Sie es erst nach dem Braten.