Der 45-jährige Silvan Gärtner aus Dättlikon ZH ist seit 15 Jahren ein begeisterter Velofahrer. «Zuvor war ich völlig unsportlich», erzählt er. Doch dann überredete ihn sein Bruder zu einer gemeinsamen Velotour. Sie fuhren mit dem Zug nach Airolo. Dort stiegen sie aufs Velo um – und fuhren abwärts: vorbei an Faido mit seinen Wasserfällen, an Kastanienbäumen und alten Steinhäusern von Giornico, bis sie schliesslich den glitzernden Lago Maggiore erreichten. Gärtner schwärmt: «Auf dieser Tour packte mich das Velofieber.» Seither zieht es ihn oft ins Tessin.
Der Südkanton bietet Velofahrern wunderschöne Touren: Abseits der Hauptstrassen und grösseren Städte gibt es viel zu entdecken, wie Silvan Gärtner bestätigt. Inzwischen fährt er nicht nur abwärts: Vor kurzem erkundete er zum Beispiel die anspruchsvolle «Lugano-Bike»-Route. Sie führt in das Val Colla oberhalb von Lugano. Von dort fährt man zum Monte Tamaro und durch die Wälder des Malcantone. Gärtner schwärmt: «Plötzlich fühlt man sich wie in der Wildnis und hat eine atemberaubende Aussicht.» Er erkundet auch andere Seitentäler: «Das sind richtige Entdeckungsreisen ins traditionelle Tessin mit wunderschönen Dörfern und tollen Grotti.» Besonders attraktiv sind solche Velotouren im Herbst, wenn das Wetter häufig schöner ist als in der Deutschschweiz. Zahlen von Meteoschweiz belegen dies auch für Oktober.
Durchs Maggiatal: «Die beste Route im Tessin»
Der Gesundheitstipp hat mit dem Fachmann Lukas Stadtherr von der Stiftung Schweiz Mobil sechs leichte und mittelschwere Touren zusammengestellt. Die zwei blau markierten Routen kann man mit dem E-Bike oder einem normalen Velo absolvieren. Für die vier gelb markierten Touren «empfiehlt sich ein Mountainbike», sagt Lukas Stadtherr. Wer kein eigenes Bike hat, kann eines ausleihen. Ein Überblick über Mietstationen im Tessin ist zu finden auf Ticino.ch
Speziell empfehlenswert ist die Route durch das Maggiatal (Tour 1) – nach Stadtherrs Einschätzung «die wohl beste Veloroute im Tessin». Sie führe über hervorragend ausgebaute Velowege abseits der Strasse. Der «Percorso Pedemontano» (Tour 2) ist eine Familientour durch die Magadinoebene. Stadtherr: «Sie ist gemütlich, führt durch schöne Dörfer und ist fast immer flach.» Deshalb eignet sie sich auch für ungeübte Velofahrer.
Etwas sportlicher ist man auf den leichten Mountainbike-Touren unterwegs, etwa bei jener durch das Bleniotal (Tour 4): Sie startet in Olivone und führt über naturbelassene Wege und Maultierpfade nach Biasca. Das örtliche Tourismusbüro empfiehlt Abstecher zu den Weilern Semione und Ludiano. In den Grotti locken typische Gerichte der Region.
Regelmässige Pausen verhindern Verspannung
Wer Velo fährt, tut seiner Gesundheit Gutes. Zum Beispiel senkt man den Blutdruck und entlastet das Herz. Ein Nachteil ist allerdings die monotone Position beim Fahren. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser rät: «Am besten macht man alle 30 Minuten eine Pause, bewegt sich oder macht ein paar Gymnastikübungen.» So schütze man sich vor verspannten Schulter- oder Nackenmuskeln.
Ein weiterer Tipp: Vielerorts kann man das Velo ins Postauto verladen und sich ein Tal hinaufchauffieren lassen – danach geht es auf dem Velo gemütlich hinunter. Postauto-Sprecher Urs Bloch rät: «Am besten prüft man zuerst beim Fahrplan im Internet, ob der Velotransport möglich ist.»
Maggiatal, «Percorso Valle Maggia»
Route: Locarno – Ponte Brolla – Avegno – Gordevio – Maggia – Cavergno
Kilometer: 35
Aufwärts: 460 Meter, abwärts: 200 Meter
Kondition: mittel
Infos: Schweizmobil.ch -> Route 31, Ascona-locarno.com
Magadinoebene, «Percorso Pedemontano»
Route: Riazzino – Arbedo – Castione
Kilometer: 22
Aufwärts: 280 Meter, abwärts: 240 Meter
Kondition: leicht
Infos:Myswitzerland.ch Magadinoebene oder Schweizmobil.ch -> Route 311
Verzascatal, «Alta Verzasca Bike»
Route: Brione – Sonogno – Brione
Kilometer: 9
Aufwärts: 280 Meter, abwärts: 110 Meter
Kondition: leicht
Infos:Schweizmobil.ch -> Route 399
Tipp: Mit dem Postauto bis Sonogno fahren und die Abfahrt bis Locarno verlängern.
Bleniotal, «Valle di Blenio Bike»
Route: Olivone – Biasca
Kilometer: 25
Aufwärts: 300 Meter, abwärts: 900 Meter
Kondition: leicht
Infos:Schweizmobil.ch -> Route 387
Mendrisiotto, «Piana del Laveggio Bike»
Route: Capolago – Rancate – Mendrisio – Capolago
Kilometer: 33
Aufwärts: 680 Meter, abwärts: 680 Meter
Kondition: mittel
Infos:Schweizmobil.ch -> Route 350
Origliosee, «Origlio Bike»
Route: Taverne-Torricella – Taverne-Torricella
Kilometer: 15
Aufwärts: 480 Meter, abwärts: 480 Meter
Kondition: mittel
Infos:Schweizmobil.ch -> Route 357
Tipps: So sind Sie gut ausgerüstet
- Prüfen Sie vor der Tour Bremsen, Licht, Pneus und Gangschaltung Ihres Velos.
- Packen Sie Flickwerkzeug, Pumpe und Reserveschlauch ein.
- Nehmen Sie eine Karte im Massstab 1:50 000 mit. Sie können sie auch ausdrucken: Schweizmobil.ch.
- Nehmen Sie genügend Wasser und Proviant mit.
- Tragen Sie bequeme Kleider. Spezielle Velohosen sind nicht nötig. Packen Sie Ersatzkleider ein.
- ÖV-Transport: Eine Tageskarte fürs Velo kostet 14 Franken. Bis 31. Oktober brauchts in IC-Zügen eine Platzreservation.