Bei Ferien in Ägypten, Dubai oder Tunesien gehört es für viele einfach dazu: ein Ausritt mit dem Kamel durch die Wüste oder der Besuch auf einem Kamelmarkt.
Doch jetzt rät die Gesundheitsbehörde der EU explizit von solchen Trips ab. Grund: die Krankheit Mers – ein Infekt durch Coronaviren, der seit zwei Jahren im Nahen Osten auftritt. Auch das Bundesamt für Gesundheit rät, den Kontakt zu kranken Tieren zu vermeiden, um sich nicht mit Mers anzustecken.
Mers beginnt schlagartig wie eine Grippe. Betroffene leiden an Fieber, Husten und manchmal Durchfall. Innerhalb einer Woche bekommen sie oft eine Lungenentzündung mit Atemnot, bei einigen Patienten versagen die Nieren. Beides kann tödlich enden. Ein höheres Risiko für Komplikationen haben Menschen mit Diabetes, Krebs oder einer Immunschwäche.
Zahl der Fälle hat stark zugenommen
Bis heute sind über 800 Menschen erkrankt – rund 300 der Patienten starben. Seit diesem Frühling nimmt die Zahl der Mers-Fälle stark zu. Bisher wurden die meisten Kranken aus Saudi-Arabien und den Arabischen Emiraten gemeldet. Unter Reisenden aus Europa gibt es erst vereinzelte Fälle. Fachleute gehen davon aus, dass sich die meisten Betroffenen bei Kamelen angesteckt haben, über Speichel oder Nasensekret. Denn einige Kamelfans neigen dazu, die Tiere zu küssen. Das Virus kann sich aber auch von Mensch zu Mensch übertragen, zum Beispiel durch engen Kontakt mit Erkrankten in der Familie oder im Spital. Noch sei nicht restlos geklärt, wie sich das Virus verbreite, sagt Reisemediziner Svend Capol aus Zug. Er rät deshalb zur Vorsicht: «Ich persönlich würde vorläufig keine mehrtägigen Kameltrekkings machen, auf Kamelfleisch und -milch verzichten und Kamele auf dem Markt lieber aus der Ferne betrachten.»
Grund zur Panik gibt es für Touristen aber nicht. Reisemedizinerin Danielle Gyurech aus Zürich beruhigt: «Die Gefahr ist sehr gering, dass man sich während der Ferien ansteckt.» Die bisherige Zahl der Erkrankten zeige, dass sich das Mers-Virus nicht so leicht übertrage wie andere Infekte, zum Beispiel eine Grippe.
Svend Capol empfiehlt Reisenden nach Nahost, die allgemeinen Hygieneregeln für südliche Länder zu beachten. Das heisst: die Hände oft mit Seife waschen und keine Handtücher verwenden, die andere auch benutzen. Bei Lebensmitteln sollte man nur Durchgebratenes, Gekochtes oder Geschältes wählen. Capol: «Diese Massnahmen schützen auch vor anderen Infekten, insbesondere dem viel häufigeren Reisedurchfall.» Zudem solle man Menschen, die husten und niesen, nicht zu nahe kommen.