Viele Leute verwenden Honig als angeblich gesunde Alternative zu Zucker. In den letzten Jahren haben aber weitere alternative Süssmittel den Weg vom Reformhaus in die Supermärkte gefunden, darunter zum Beispiel Agavendicksaft, Ahornsirup, Dattelsirup, Birnendicksaft und Reissirup. In der Küche verwendet man sie ähnlich wie Honig: etwa als Brotaufstrich, zum Süssen von Tees, Desserts und Gebäck, zum Verfeinern von Marinaden und Saucen oder im Birchermüesli. Doch nicht alle schmecken gleich süss wie Haushaltszucker.
Der Gesundheitstipp hat Alternativen zu Zucker verglichen (siehe auch Tabelle im PDF):
Honig
Honig enthält Vitamine, Mineralstoffe und weitere gesunde Bestandteile – aber auch viel Zucker. Ernährungsberaterin Beatrice Schilling aus Baden AG: «Zucker bleibt Zucker. Man sollte nur kleine Mengen davon essen.» Die gesunden Inhaltsstoffe würden daher kaum ins Gewicht fallen.
Dasselbe gilt für die anderen Alternativen zu Zucker. Zudem führt Honig bei manchen Leuten zu Problemen mit der Verdauung – vor allem bei Personen, die Fruktose nicht gut vertragen. Im Honig schwankt die Menge an Fruchtzucker stark. Beatrice Schilling: «Je nach Sorte vertragen ihn Leute mit einer Fruktoseunver-träglichkeit besser oder schlechter.»
Honig ist nicht nur in der Küche beliebt – er wird auch häufig als medizinisches Hausmittel verwendet. Ernährungsberaterin Beatrice Fischer aus Meiringen BE sagt: «Oft nehmen Leute Honig gegen Husten. Subjektiv bemerken viele eine Verbesserung.» Aus wissenschaftlicher Sicht sei diese Wirkung jedoch umstritten. Das unabhängige österreichische Infoportal Medizin-transparent.at prüft die Faktenlage zu verschiedensten medizinischen Themen. Das Portal kam im Jahr 2021 zum Schluss: Wahrscheinlich wirkt Honig bei Kindern gegen Husten – der Effekt sei aber gering.
Birnendicksaft
Bei Birnendicksaft handelt es sich um eingedickten Birnensaft. Der bekannteste ist Birnel. Birnendicksäfte haben eine lange Tradition in der Schweiz. Da Zucker früher ein Luxusprodukt war, süsste man Speisen häufig mit Birnendicksaft. Er schmeckt etwas weniger süss als Haushaltszucker und erhält durch die Birnen ein fruchtiges Aroma. In einem Kilo Birnendicksaft stecken ungefähr 10 Kilo Birnen. Deshalb enthält er auch einige Vitamine und gesunde Stoffe, die in den Früchten enthalten sind.
Agavendicksaft
Agavendicksaft schmeckt leicht nach Caramel und hat eine höhere Süsskraft als Zucker. Man kann deshalb etwas weniger davon nehmen. Dafür enthält der Agavensaft sehr viel Fruchtzucker. Für Leute, die Fruktose schlecht vertragen, eignet er sich daher nicht. Agavendicksaft wird aus dem Saft der Agave gewonnen – einer Pflanze, die in Lateinamerika heimisch ist. Aus ökologischer Sicht ist das ein Nachteil, denn der Dicksaft hat einen langen Transportweg hinter sich.
Dattelsirup
In der Bibel ist die Rede vom «Land, in dem Milch und Honig fliessen». Manche Historiker vermuten, dass mit Honig eigentlich Dattelhonig gemeint war. Denn so bezeichnet man ihn in einigen Ländern des Nahen Ostens, wo die Herstellung von Dattelhonig eine lange Tradition hat: Die Datteln werden entsteint, in Wasser eingeweicht und eingekocht. Dattelsirup verwendet man gemeinsam mit der Sesampaste Tahina als Dip. Er eignet sich auch gut als Marinade für Poulet oder Tofu. Wer den Sirup verwendet, sollte beachten, dass er Speisen dunkel einfärben kann. Das ist zum Beispiel bei Desserts nicht immer erwünscht. Dattelsirup hat zudem ein leicht säuerliches Aroma.
Ahornsirup
Bei Ahornsirup handelt es sich um den eingedickten Saft aus Ahornbäumen. Die indigenen Völker Nordamerikas verwenden ihn schon lange als Süssungsmittel. Er ist in verschiedenen Qualitätsstufen erhältlich. Dabei gilt: Je heller der Sirup, desto milder schmeckt er. Der Zuckergehalt von Ahornsirup ist mit 6 Gramm pro Teelöffel geringer als der anderer Zuckeralternativen. Auch hat er eine höhere Süsskraft, weshalb man weniger davon braucht. Er enthält die Mineralien Kalium, Magnesium, Kalzium und Eisen. Ein Nachteil: Die Produkte stammen aus Kanada oder den USA und haben einen weiten Weg hinter sich.
Reissirup
Reissirup enthält fast keinen Fruchtzucker, daher eignet er sich gut für Personen mit einer Fruktoseunverträglichkeit. Auch sein Zuckergehalt ist mit 5,4 Gramm pro Teelöffel relativ niedrig. Aber: Er schmeckt weniger süss als Zucker, weshalb es mehr davon braucht. Er zeichnet sich durch sein leicht nussiges Aroma aus. Auch Reissirup stammt von weit her: aus Asien, wo der Sirup eine lange Tradition hat. Er passt gut zu gebratenen Nudeln oder als Ausgleich in scharfen Saucen. Aber: Untersuche zeigen, dass Reis häufig mit Arsen belastet ist – und folglich auch der Sirup, der daraus hergestellt wird.
Am ehesten noch Honig und Birnendicksaft
Was alle Produkte gemeinsam haben: Ihr Zuckergehalt ist hoch – als gesunde Alternative für Zucker kann man sie daher nicht bezeichnen. Ernährungsberaterin Schilling sagt: «Da es sich um Naturprodukte handelt, entsteht der Eindruck, dass sie gesünder seien als Zucker.» Dahinter stehe gutes Marketing. Ernährungsberaterin Beatrice Fischer sagt: «Wer gern Haushaltszucker verwendet, kann problemlos dabei bleiben.» Wichtiger sei, wie viel man davon esse. Schlussendlich entscheide beim Geschmack die persönliche Vorliebe. Ernährungsberaterin Maria Imfeld aus Zürich empfiehlt einheimischen Honig und Birnendicksaft: «Beide haben einen tollen Eigengeschmack, der Desserts eine besondere Note verleiht.» Zudem kommen sie aus der Region.