Die Studie erschien kürzlich im renommierten US-Fachblatt «New England Journal of Medicine» und zeigte: Aspirin schützt Patienten nach einem Schlaganfall genauso gut wie Pradaxa. Dabei geht es um Schlaganfälle, bei denen man die Ursache nicht genau weiss. Beide Medikamente verdünnen das Blut und verhindern so, dass sich ein erneutes Gerinnsel bildet. Die Forscher untersuchten über 5000 Patienten während knapp zwei Jahren. Urspeter Masche, Arzt und Autor beim Fachblatt «Pharma-Kritik», hält das Resultat für «klinisch relevant».
Nur: Dieses Resultat war kaum gewollt. Denn die Studie finanzierte Boehringer Ingelheim, der deutsche Hersteller von Pradaxa – und schoss damit ein eklatantes Eigentor. Arzt Masche: «Boehringer hatte wohl die nicht unberechtigte Hoffnung, dass Pradaxa besser sei als Aspirin.» Der Pharmamulti musste auch zulassen, dass die Forscher die Studie in der amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlichten. Denn wenn eine Studie korrekt ablauft, dürfen Sponsoren dies nicht verhindern. Der Kommentar von Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Dumm gelaufen für Boehringer.»
Kommt dazu: Aspirin enthält einen Wirkstoff aus der Weidenrinde, der sich nicht nur seit Jahrhunderten bewährt, sondern auch sehr günstig ist: Eine Monatsdosis kostet 7 Franken. Pradaxa hingegen ist ein neues Produkt aus den Pharmalabors und kostet satte
100 Franken – also rund 15 Mal so viel.
Bei Vorhofflimmern nicht auf Aspirin wechseln
Allerdings beweise die Studie nicht, so Arzt Masche, dass alle Patienten, die Pradaxa verwenden, nun auf Aspirin wechseln können. Denn die meisten Patienten würden Pradaxa nicht wegen eines Schlaganfalls nehmen, sondern weil sie ein Flimmern des Herzvorhofs hätten: «Bei ihnen wäre es fatal, würden sie jetzt einfach Aspirin schlucken.» Denn die Studie habe das nicht untersucht. Patienten sollten sich im Zweifelsfall an ihren Hausarzt wenden.
Boehringer schreibt, man habe die Studie mit Pradaxa durchgeführt, weil es Bedarf gebe an neuen Therapien für Schlaganfallpatienten. Denn jeder dritte Patient würde innerhalb von fünf Jahren einen erneuten Schlaganfall erleiden. Die Resultate würden das Engagement des Unternehmens spiegeln, die wissenschaftlichen Kenntnisse zu verbessern, um solche Patienten zu schützen. Aspirin-Hersteller Bayer wollte die Studie seines Konkurrenten nicht kommentieren.
Merkblatt zum herunterladen: «Blutverdünner – das sollten Sie beachten»