Die Aminosäure Arginin soll den ganzen Körper in Höchstform bringen: Sie verbessere die Durchblutung und verhelfe zu mehr Potenz und starken Muskeln. Das behaupten die Produzenten und Verkäufer von Nahrungsergänzungsmitteln mit Arginin – auf den Packungen auch als L-Arginin bezeichnet.
Die Firma Perroulaz Nutrition verkauft ein solches Pulver. Im Internet schreibt Perroulaz, der Stoff sei «ein bewährtes Mittel gegen Erektionsstörungen». Auch das Arginin-Präparat «Plantviril» der Firma Plantavis soll «die Erektion deutlich steigern».
Fachleute raten von solchen Präparaten ab. Der Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Es lässt sich nicht völlig ausschliessen, dass sie bei langfristigem Konsum das Wachstum von Krebs fördern.»
Forscher der Uni Basel entdeckten kürzlich: Auch Leberkrebszellen nutzen Arginin als Triebkraft. Sie horten grössere Mengen davon. So verändert sich ihr Stoffwechsel, und der Krebs wächst schneller.
Der Körper produziert selber Arginin
Der menschliche Körper nimmt Arginin zudem bereits über Lebensmittel wie Linsen, Erdnüsse, Lachs und Poulet auf. Und: Er produziert die Aminosäure auch selber. Ein weiteres Problem: Es ist fraglich, ob die Präparate nützen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit kam bereits 2011 zum Schluss, dass die Wirksamkeit nicht ausreichend bewiesen sei – weder für die Potenz noch für die Muskeln oder das Herz. In der Schweiz und in der EU dürfen Hersteller von Präparaten deshalb keine gesundheitsbezogenen Aussagen zu Arginin auf die Packung schreiben.
2019 analysierten Forscher der Universität von Südkorea zehn Studien zu Arginin bei Potenzproblemen. Sie kamen zum Schluss, dass der Stoff allenfalls bei leichten bis mittelstarken Beschwerden helfen kann. Allerdings waren die Studien teilweise widersprüchlich und hatten nur wenige Teilnehmer. Sie untersuchten auch Präparate, die neben Arginin noch weitere Wirkstoffe enthielten.
Laut David Fäh nützt Arginin beim Sport ebenfalls wenig: «Studien zeigten nur einen geringen oder gar keinen Effekt auf die Leistungsfähigkeit.» Auch Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten sollten sich von Arginin-Präparaten nicht zu viel versprechen. Das unabhängige Informationsportal Medizin-transparent.at schreibt, es sei nicht nachgewiesen, dass sie vor Herzkrankheiten schützen oder die Beschwerden lindern.
Mediterran essen und Alkohol meiden
- Essen Sie wie am Mittelmeer: Bauen Sie viel Gemüse, Salat, Früchte, Hülsenfrüchte, Olivenöl sowie Fisch und Geflügel in Ihre Ernährung ein.
- Die blauroten Farbstoffe von Beeren und Gemüse verbessern die Durchblutung. Viel Farbe steckt in Holunder- und Brombeeren, Sauerkirschen, Auberginen und Rotkohl.
- Trinken Sie nur wenig Alkohol.
- Vermeiden Sie Übergewicht, vor allem viel Fett am Bauch.