Schwungvoll wirft Anita Torriani zwei gelbe Frisbeescheiben ins Schwimmbecken und steigt ins Wasser. Seit 16 Jahren macht die 54-jährige Zürcherin einmal pro Woche ein Training im Wasser, Aqua-Fitness: «Die Bewegungen machen mir Spass, alles ist leichter. Nach einer Stunde fühle ich mich rundum wohl.» Auf den Wassersport verzichten möchte sie nicht mehr: «Mir würde etwas fehlen.»
Der Auftrieb des Wassers entlastet Muskeln und Knochen. Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH sagt: «Das Training schont Gelenke und Sehnen, die Wirbelsäule entspannt sich.» Das Verletzungsrisiko ist gering. Daher ist die Bewegung im Wasser ideal für Ältere und Übergewichtige, Schwangere oder Leute mit Gelenk- und Rückenproblemen. Ausserdem ver- brennt man im Wasser zusätzliche Kalorien. Denn der Körper braucht mehr Energie, um nicht auszukühlen. Üblicherweise beträgt die Wassertemperatur rund 26 bis 28 Grad.
Wer nach einer geeigneten Aqua-Sportart sucht, hat die Qual der Wahl – das Angebot reicht von Velofahren bis Yoga und Tanzen im Wasser. Ein Abo für 10 Lektionen kostet 150 bis 300 Franken. Doch nicht jeder Kurs bringt gleich viel Fitness. Der Gesundheitstipp hat sechs verschiedene Sportarten wie Aqua-Fitness, Aqua-Cycling und Aqua-Yoga verglichen (siehe Tabelle im PDF).
Klassisches Aqua-Fitness ist «besonders effizient»
Der Vergleich zeigt: Besonders effektiv für Ausdauer und Muskelaufbau ist das klassische Aqua-Fitness im tiefen, aber auch im flachen Wasser. Eine Kurslektion besteht aus verschiedenen Dehn- und Kraftübungen. «Das ist im Wasser besonders effizient, da man für eine schnelle Bewegung mehr Kraft braucht als an Land», sagt Bebie. Spezielle Handschuhe, sogenannte Wet Hands, verstärken den Effekt. Auch Hilfsmittel wie Hanteln, Schwimmnudeln aus Schaumstoff und Schwimmscheiben kommen beim Aqua-Fitness zum Einsatz.
Trainiert wird in stehtiefem und tiefem Wasser. Elisabeth Herzig, Ausbildungsverantwortliche bei der Aquademie für Wasserfitness von Swimsports.ch, erklärt: «Im flachen Becken steht man sicher mit den Füssen auf dem Boden. Das Wasser sollte ungefähr bis zur Brust reichen.» Das bietet Halt und erleichtert die Kraftübungen.
Für ein Lauftraining ist dagegen tiefes Wasser optimal. Schwimmgurte oder Auftriebswesten halten den Körper an der Oberfläche, die Beine schweben im Wasser. Das Joggen gegen den Wasserwiderstand ist gut für die Ausdauer. Da der Bodenkontakt fehlt, wird zudem die Rumpfmuskulatur gekräftigt. «Auch Nichtschwimmer können mit dem Auftriebsgurt im tiefen Wasser trainieren. Allerdings nur, wenn sie sich dort wohlfühlen und keine Angst haben», so Herzig.
Eine neuere Form von Fitness im Wasser ist das Aqua-Cycling. Dabei sitzt man auf einem Unterwasservelo ungefähr bis zur Hüfte im Wasser und tritt in die Pedalen. Das Training dient in erster Linie der Ausdauer. Kraft, Beweglichkeit und Koordination sind beim Cycling weniger gefordert. Daher ist es für Senioren nur bedingt sinnvoll. Aqua-Cycling bringe nicht mehr als ein Hometrainer im Trockenen, sagt Fritz Bebie: «Ein Velo im Wasser ist überflüssig.»
Aqua-Yoga und -Pilates: Experte Bebie rät ab
Bei Aqua-Yoga und Aqua-Pilates geht es entspannt zu: Die Kurse finden in warmem, stehtiefem Wasser statt. Man übt einfache Positionen wie den Baum, bei dem man auf einem Bein steht. Dazu kommen Meditation und Atemübungen. Ausdauer und Muskelkraft werden allerdings kaum trainiert: Die meisten Rumpfübungen aus dem klassischen Pilates können im Wasser nicht ausgeführt werden, weil man dafür auf dem Rücken liegen müsste. Und viele Stellungen aus dem Yoga sind ebenfalls nicht möglich, weil der Kopf dabei für längere Zeit unter Wasser wäre. Zudem kann der Lehrer die einzelnen Teilnehmer nicht gut korrigieren, was bei Yoga und Pilates wichtig ist. Bebie rät daher ab: «Aqua-Yoga und Aqua-Pilates haben mit den ursprünglichen Bewegungsarten nur noch wenig zu tun. Das ist nicht viel mehr als ein Werbetrick.»
Sinnvoller findet der Fitnessexperte Aqua-Zumba: Im stehtiefen Wasser übt man südamerikanische Tänze kombiniert mit Fitnessübungen. Die anregende Musik macht Aqua-Zumba zu einem spielerischen Training. Es fördert vor allem Koordination und Ausdauer.
Fritz Bebie betont: «Je nach Kurs ist das Training mehr oder weniger effektiv für die körperliche Fitness. Dabei kommt es auch auf die eigene Übungsintensität an.» Man sollte ruhig ein wenig aus der Puste kommen, den Körper aber nicht überfordern, sagt Bebie.
Achtung: Wer vor nicht allzu langer Zeit einen Herzinfarkt erlitten hat oder unter einem akuten Bandscheibenvorfall leidet, sollte beim Sport im Wasser besonders vorsichtig sein.
Tipps
- So finden Sie den passenden Aqua-Sportkurs
- Informieren Sie sich über Kurse in Ihrer Nähe auf der Website von Swimsports.ch (www.swimsports.ch).
- Gehen Sie ins Schnuppertraining.
- Essen Sie circa zwei Stunden vor dem Training etwas Kleines.
- Informieren Sie den Kursleiter über vorliegende Beschwerden oder Verletzungen.
- Duschen Sie kalt vor dem Training.
- Wärmen Sie sich am Beckenrand auf.
- Gehen Sie nicht über die körperlichen Grenzen hinaus.
- Bewegen Sie sich auch in kurzen Pausen, damit der Körper im Wasser nicht auskühlt.