Haben Sie bei der Arbeit einen Pfefferspray im Taxi?
Ja, aber benutzen musste ich ihn nie. Ich kaufte ihn, als ich noch nachts arbeitete. Die Kunden sind dann mühsamer und häufiger betrunken.
Was machen Sie, wenn ein Fahrgast betrunken ist?
Es kann vorkommen, dass ein Kunde einnickt und ich ihn wecken muss, wenn wir am Ziel sind. Probleme hatte ich bisher aber vor allem mit betrunkenen Frauen. Einmal schlug mich eine Kundin sogar.
Was ist passiert?
Sie sass vorne neben mir, ihr Freund hinten. Sie klappte den Spiegel herunter und begann sich zu frisieren. Das ärgerte mich und ich sagte ihr, sie solle das lassen. Als ich am Ende der Fahrt das Wechselgeld aus dem Portemonnaie suchte, schlug sie mir ins Gesicht.
Wie haben Sie reagiert?
Ich war zuerst völlig perplex und sagte ihr meine Meinung. Zum Glück schaltete sich daraufhin ihr Freund ein und sie beruhigte sich. Danach stiegen sie aus.
Zeigten Sie die Frau bei der Polizei an?
Nein, wegen so einer Kleinigkeit mache ich das nicht. Aber es ist schon einige Jahre her. Früher ging man wegen solch einer Bagatelle nicht gleich zur Polizei.
Für die meisten Leute wäre das keine Kleinigkeit.
Ich habe schon einiges erlebt. Einmal schlug ein Drogenabhängiger mit dem Hammer auf das Armaturenbrett ein. Er wollte Geld. Zum Glück kam eine Fussgängerin dazu. Der Mann rannte weg, bevor Schlimmeres geschah. Und ein anderes Mal schoss ein Fahrgast mit der Pistole auf mich.
Wie bitte?
Er zielte nicht direkt auf mich, sondern auf mein Taxi. Er wollte, dass ich ihn in die Wohnung begleite. Ich lehnte ab. Das machte ihn wütend und er schoss auf mein Rücklicht. Allerdings merkte ich erst später, was passiert war. Er schoss auch auf einen Passanten. Erst als ich diesen schwer verletzt am Boden liegen sah, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmt.
Standen Sie unter Schock?
Es ging mir unter die Haut. Mir wurde klar, dass es für mich viel schlimmer hätte ausgehen können.
Konnten Sie das verarbeiten?
Ich habe eine dicke Haut. Und ich kaufte mir wie gesagt den Pfefferspray. Ich hatte das Bedürfnis, mich zu schützen. Geholfen hat mir, dass ich mit Freunden darüber sprach. Später besuchte ich die Gerichtsverhandlung. Ich wollte wissen, was der Täter kriegt. Er musste 29 Monate ins Gefängnis. Heute arbeite ich zudem nur noch am Tag. Dann fühle ich mich sicherer. Der Beruf gibt mir aber auch viel, das Positive überwiegt insgesamt. Ich habe viele interessante Kunden.