Crossfit gilt als brutal streng. Wie sieht Ihr Training aus?
Immer wieder anders. Ich jogge zum Beispiel zuerst leicht, mache dann 10 Liegestützen, 15 Rumpfbeugen und 20 Kniebeugen.
Ist das alles?
Nein. Danach mache ich zum Beispiel Gewichtheben sowie Krafttraining wie Kniebeugen, Kurzhantelrudern und Schulterdrücken.
Und dann?
Dann folgt meist ein Workout. Ich rudere, mache Klimmzüge, Liegestütze und schliesslich sogenannte Boxjumps. Dabei springt man nur mit Hilfe des eigenen Gewichts auf eine hohe Box und wieder zurück. Dies alles auf Zeit, gut ausgeführt und in mehreren Durchgängen.
Warum tun Sie sich das an?
Ich empfinde das Training nicht als Tortur. Mich belebt es, ich fühle mich danach stark und selbstsicher. Man gibt alles und ist stolz auf das Erreichte. Und man wird extrem fit.
Wie geht es nach den Boxjumps weiter?
Das eigentliche Workout ist dann fertig. Oft schliesse ich mit einer Rumpfübung ab. Ich stütze mich etwa auf den Unterarmen ab und halte die Position 20 Sekunden lang. Das wiederhole ich mehrmals.
Das grenzt ja an Folter.
Ich kann mir vorstellen, dass das so rüberkommt. Es ist nun mal Leistungssport. Ich trainiere schon seit fünf Jahren so. Ich bin danach zwar geschafft, aber ich fühle mich super.
Experten halten Crossfit für riskant. Haben Sie sich schon oft wehgetan?
Jede Sportart ist gefährlich, wenn man sich nicht gut bewegt und nicht auf seinen Körper hört. Etwas Schlimmes ist mir noch nie passiert. Manchmal spüre ich aber den Schienbeinmuskel.
Woher kommen die Schmerzen?
Wohl vom vielen Rennen. Dann spüre ich manchmal diesen Muskel.
Gehen Sie dann zum Arzt?
Nein, die Schmerzen gehen ja vorbei. Ich schaue aber, dass ich mich vor dem Training gut aufwärme.
Gibt es auch Momente, in denen Sie sich nicht super fühlen?
Als Vorbereitung für die Crossfit-Weltmeisterschaft habe ich an fünf Tagen bis zu vier Stunden trainiert. Das war zu viel.
Woran merkten Sie das?
Ich fühlte mich schlapp und hatte Motivationstiefs. Ich hatte keine Lust mehr und musste mich fürs Training richtig aufraffen.
Was haben Sie dann gemacht?
Ich trainiere seither weniger und erhole mich mehr.
Aber Sie trainieren weiter. Sind Sie verbissen?
Ich denke schon. Man sieht seinen Fortschritt, will immer noch besser werden. Wer auf meinem Niveau trainiert, ist bestimmt zu einem gewissen Grad sportsüchtig.
Gibt Ihnen das nicht zu denken?
Ich finde nicht. Mir gehts ja nicht schlecht. Solange ich einen Ausgleich zum Sport habe, geht es mir gut. Bei mir dreht sich vieles um Sport, aber nicht alles. Ich backe Kuchen, mache mal eine Reise, gehe mit meinem Freund auswärts essen.
Zur Person: Alessia Wälchli
Alessia Wälchli wohnt in Basel und arbeitet als Fitnessinstruktorin. Sie übte jahrelang den Kampfsport Taekwondo aus. Aufgrund einer Muskelverletzung gab sie dies auf. Seit 2013 macht sie Crossfit. Bei den Crossfit-Games 2019 erreichte sie den 35. Platz.