Skitouren sind die gefährlichste Wintersportart, wie kürzlich eine österreichische Studie zeigte. Denn dabei sterben mehr Leute als beim Skifahren oder Snowboarden. Grund: das Risiko von Lawinen. Sie drohen allen, die sich abseits der Pisten bewegen. Sportgeschäfte wie Bächli Bergsport oder Transa preisen Tourengängern Lawinen-Airbags an – das sind Rucksäcke mit zusammengefalteten Luftkissen. Sie blasen sich blitzschnell auf, wenn man am Griff zieht. So soll man an der Oberfläche der Lawine mitschwimmen. Kosten: 650 bis 1200 Franken. Transa beschreibt das Produkt als «Rettungsring».
Doch Fachleute warnen: Diese Rucksäcke bieten keine absolute Sicherheit. Zahlen des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos GR belegen dies. In der letzten Wintersaison starben sieben Personen in Lawinen. Drei davon hatten einen Airbag getragen.
Ein Hauptproblem: Die Airbags öffnen sich nicht immer. Der Davoser Lawinenforscher Benjamin Zweifel bestätigt: «Jeder fünfte Airbag war im Ernstfall nicht aufgeblasen.» Viele Sportler lösten den Airbag nicht aus. Andere hatten versäumt, die Patrone einzusetzen. Nur so kann sich der Airbag aufblasen. Doch selbst ein aufgeblasener Airbag nützt nicht immer. Zweifel: «Viele Lawinenopfer sterben, weil sie an einen Baum oder einen Fels prallen oder abstürzen.» Auch wenn man in den unteren Teil einer Lawine gerät, hilft der Airbag wenig.
«Airbags verführen zu riskanteren Routen»
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt zudem: «Airbags können dazu verführen, dass man gefährlichere Routen wählt.» Studien bestätigen dies: Kanadische Forscher untersuchten 2017 das Verhalten von 400 Tiefschnee-Skifahrern. Die Hälfte von ihnen besass einen Lawinen-Airbag. Die Teilnehmer mussten aus sechs Routen eine auswählen. Dann erklärten die Forscher den Besitzern eines Airbags, sie dürften diesen doch nicht mitnehmen. Folge: Die meisten Skifahrer wechselten zu einer weniger riskanten Route. Walsers Fazit: «Airbags können die Ausrüstung höchstens ergänzen.»
Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung empfiehlt einen Lawinenkurs, etwa beim Schweizer Alpen-Club oder beim Bergführerverband. Dort lernt man, Risiken einzuschätzen und verschüttete Kollegen zu finden. Das ist wichtig, denn Lawinenopfer überleben am ehesten, wenn man sie in den ersten 15 Minuten findet.
Hersteller Mammut schreibt, mit dem Airbag wolle man primär eine totale Verschüttung vermeiden. Zusätzlich seien Lawinentrainings nötig. Die hochwertige Technik rechtfertige die Preise. Bächli Bergsport sagt, ein Airbag verringere das Restrisiko.
So schützen Sie sich vor Lawinen
- Wählen Sie eine geeignete Route: Skitouren mit tiefem Lawinenrisiko sind auf Skitourenguru.ch zu finden.
- Studieren Sie das Lawinenbulletin auf Slf.ch.
- Kaufen Sie ein Lawinensuchgerät, eine Sonde und eine Schaufel und üben Sie im Lawinenkurs, wie diese Geräte funktionieren.
- Gehen Sie mit erfahrenen Kollegen auf Touren, oder schliessen Sie sich einem Bergführer an.
- Frischen Sie Ihr Wissen regelmässig auf, zum Beispiel auf Whiterisk.ch.