Abschotten will ich mich nicht. Ich lebe so normal wie möglich. Doch ich muss immer abwägen, ob ich mich vor Strahlen schützen oder Leute treffen will. Wenn ich bei Freunden eingeladen bin, bitte ich die Gäste, das Smartphone auszuschalten. Wenn ich im Ausgang bin, geht das nicht. Dann geniesse ich einfach einen tollen Abend, obwohl ich weiss, dass ich in der nächsten Nacht nicht schlafen kann und migräneartige Kopfschmerzen haben werde. Zug und Bus kann ich nicht mehr benutzen – die Strahlenbelastung ist viel zu hoch.
Am besten geht es mir weitab von der Zivilisation. Vorletztes Jahr war ich im Norden Schottlands. So gut geschlafen habe ich schon lange nicht mehr. In der Natur kann ich mich erholen. Wenn es keine Strahlen hat, nehmen meine Beschwerden ab. Leider wird es immer schwieriger, solche Orte zu finden, denn die Belastung mit elektromagnetischen Strahlen nimmt überall zu.
Vor bald 17 Jahren wurde mir langsam klar, dass ich äusserst stark auf Elektrosmog reagiere. Dies war wohl eine Folge der Zeckenkrankheit Borreliose, die bereits das Nervensystem angegriffen hatte. Ich hatte damals eine Stelle als Elektronik-Entwickler angetreten. Die Arbeit gefiel mir zwar ausgezeichnet, doch wegen der vielen Strahlen litt ich zunehmend unter extremen Kopfschmerzen und Übelkeit. Ich zitterte, konnte nächtelang nicht schlafen – bis ich zusammenbrach.
Heute lebe ich mit meiner Partnerin in einer schönen Altbauwohnung, die wir mit viel Aufwand gegen Elektrosmog geschützt haben. Die Wände sind mit einer Abschirmtapete verkleidet oder mit Spezialfarbe aus Karbonfasern gestrichen, alle Stromkabel ersetzten wir durch spezielle Kabel. Mein Smartphone empfängt Daten nur über das Kabel, alle Funkverbindungen sind ausgeschaltet. Ein Problem sind Elektrogeräte: Ich muss sie häufig umbauen. Dabei kommt mir meine Elektronik-Ausbildung zugute. Ohne dieses Fachwissen könnte ich mich nicht so gut gegen die Strahlen schützen.
Meine Krankheit sieht man mir nicht an. In der Stadt trage ich Schutzkleidung bis zur Unterwäsche. Darin sind mit Silber beschichtete Fäden eingearbeitet. Sie reflektieren die Strahlen. Die Kleider sind gut geschnitten und modisch. So sieht man keinen Unterschied zu normalen Kleidern. Es fällt höchstens auf, dass ich immer eine Mütze trage.
Unsichtbarer Krankmacher
Elektrosensible reagieren empfindlich auf Strahlung von WLAN, Smartphones und Hochspannungsleitungen. Das kann zu Schlaflosigkeit, Stress, Kopfschmerzen und Schwindel führen. Auch Haushaltsgeräte können Beschwerden auslösen, zum Beispiel Induktionsherde, Funktelefone oder Fernseher mit aktiviertem WLAN. Die Weltgesundheitsorganisation WHO anerkennt die Symptome der Elektrosensibilität als Krankheit.
Informationen und Kontakte:
Bürgerwelle Schweiz: Buergerwelle-Schweiz.ch
Diagnose:funk Schweiz: Diagnose-Funk.ch
Schweizerische Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener: Gigaherz.ch