Laut Bundesamt für Statistik verunfallten im Jahr 2020 sieben Leute mit Luftseilbahnen. Kürzlich stürzten Seilbahntechniker in Pontresina GR und in Zermatt VS von einem Mast in die Tiefe. Sind Sie selber schon verunfallt?
Nein, aber ich habe schon gefährliche Situationen erlebt. Früher arbeitete ich im Berner Oberland. Auf einem Seilbahnmast musste ich eine Batterie mit Rollen montieren.
Was passierte dann?
Ich stand am Fuss des Mastes und reichte einem Kollegen Werkzeug. Da schrie er, ich solle zur Seite springen. Ich blickte hinauf. Die 700 Kilo schwere Rollenbatterie des Seilbahnmasts stürzte auf mich zu. Ich schaffte es gerade noch, auszuweichen. Die Batterie prallte direkt neben mir auf den Boden.
Das war für Sie ein Schock?
Ja. Es ist mir ziemlich eingefahren. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was hätte passieren können. Letztlich hatte ich grosses Glück.
Haben Sie Angst, dass das nochmals passieren könnte?
Nein. Aber ich bin vorsichtiger geworden. Meine Arbeitskollegen dürfen ab sofort nicht mehr direkt unter die Rollenbatterie stehen.
Warum löste sich die Batterie?
Ich weiss es nicht. Wir konnten keinen Fehler feststellen.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Jeden Tag steige ich hinauf zu einer Plattform auf den Seilbahnmast. Dort kontrolliere ich, ob die Rollen, das Umlaufseil und die Schrauben gut sitzen. Zudem schmiere ich alle Verbindungen zwischen den einzelnen Bauteilen mit Fett ein.
Sind Sie bei dieser Arbeit gesichert?
Ja, ich trage einen Helm und einen Sitzgurt. Ich bin auch an einem Seil gesichert.
Sind Sie schwindelfrei?
Ja. Allerdings halte ich bei der Arbeit Werkzeug in der Hand und muss kopfvoran einen Zapfen oder eine Schraube befestigen. Da ist es nicht einfach, das Gleichgewicht zu behalten. Ich muss mich weit nach aussen lehnen. Das macht die Arbeit aber auch spannend.
Wie bleiben Sie konzentriert?
Ich fokussiere voll auf die Arbeit und blende alles um mich herum aus – ob es windet, schneit oder regnet. Das hat bis jetzt immer geklappt.
Arbeiten Sie bei jedem Wetter draussen?
Ja. Wenn es regnet, ist es allerdings schwierig, effizient zu arbeiten. Die Kleider werden nass und auch das Material. Das fühlt sich auf der Haut unangenehm an.
Wie schaffen Sie es trotzdem, die Arbeit zu erledigen?
Ich stelle mir in Gedanken schönes Wetter vor, bei dem die Sonne scheint und es 20 Grad warm ist. Die Arbeit geht so einfacher.
Zur Person
Mathias Stäger
Der 32-Jährige ist stellvertretender technischer Leiter der Sportbahnen Braunwald im Glarnerland und verantwortlich für sieben Seilbahnanlagen. Er wuchs in Boltigen BE auf. In seiner Freizeit geht der Berner oft wandern und klettern. Er lebt in einer Partnerschaft.