Handys lassen die Ohren klingeln
Immer mehr Untersuchungen weisen darauf hin, dass Handys einen Tinnitus verursachen können. Das stellen auch Schweizer Ärzte fest.
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Gesundheitstipp 06/2011
04.06.2011
Letzte Aktualisierung:
07.06.2011
Isabelle Meier
Handys sind für mich ein Fluch», sagt Roland Moser (Name geändert). Wenn der 40-jährige Lehrer zu nahe bei einem Telefonierenden steht, beginnt es in seinen Ohren zu brummen und zu sausen. Schon mehrere Male konnte er vorübergehend gar nichts mehr hören. Moser ist überzeugt:
Die Handystrahlen sind schuld daran. Ähnliches beobachtet auch der Tinnitus-Arzt Andreas Schapowal aus Landquart GR bei seinen Patienten. Ohren...
Handys sind für mich ein Fluch», sagt Roland Moser (Name geändert). Wenn der 40-jährige Lehrer zu nahe bei einem Telefonierenden steht, beginnt es in seinen Ohren zu brummen und zu sausen. Schon mehrere Male konnte er vorübergehend gar nichts mehr hören. Moser ist überzeugt:
Die Handystrahlen sind schuld daran. Ähnliches beobachtet auch der Tinnitus-Arzt Andreas Schapowal aus Landquart GR bei seinen Patienten. Ohrensausen und Tinnitus tauchen dann auf, so berichtet er, wenn jemand länger mit dem Handy telefoniert.
Handy-Nutzer leiden öfter unter Ohrensausen
Nun bestätigen erste Studien die Vermutungen der Ärzte und Patienten. 2010 Jahr kam eine österreichische Studie zum Schluss: Wer länger als zehn Minuten täglich das Handy am Ohr hat, erhöht das Risiko für einen Tinnitus um über 70 Prozent.
Und wer das Handy vier Jahre oder länger nutzt, verdoppelt das Risiko, an chronischem Ohrensausen zu erkranken.
Die Wissenschaftler unter der Leitung von Michael Kundi von der HNO-Abteilung der Universität Wien verglichen die Handy-Gewohnheiten von 100 Tinnitus-Patienten mit denen von 100 Personen ohne Beschwerden.
Allerdings: Die Studie konnte den Zusammenhang zwischen dem Handy-Ohr und dem Auftreten des Tinnitus nicht nachweisen: Die Patienten hielten das Handy nicht häufiger an jenes Ohr, an dem der Tinnitus auftrat.
Doch bereits ein Jahr zuvor hatte eine Untersuchung der Universität Regensburg (D) ähnliche Resultate gebracht.
Die Forscher befragten rund 100 Betroffene. Patienten, die empfindlich auf Elektrosmog reagierten, hatten rund dreimal so häufig Tinnitus wie die gesunden Studienteilnehmer.
Vor sechs Jahren befragten Ärzte im deutschen Bamberg 356 Menschen, die in der Nähe einer Mobilfunkantenne lebten. Bei der Gruppe, die einer Strahlung von bis zu 0,6 Volt pro Meter ausgesetzt war, klagte fast jeder Dritte über Ohrgeräusche oder Hörverluste.
Strahlen wirken direkt auf die Gehirnzellen
Diese Untersuchungen liessen zwar noch keine endgültige Aussage zu, sagt Andreas Schapowal: «Doch die Studien bestätigen meine Beobachtung in der Praxis.» Auch Tatiana Miusskaya Fehr, Oberärztin an der Tinnitusklinik in Chur, meint: «Es braucht weitere Forschung.»
Es gibt auch Hinweise, wie elektromagnetischen Wellen das Gehirn beeinflussen können. Michael Kundi von der Uni Wien: «Die Mikrowellen können auf den Stoffwechsel und andere Zelleigenschaften des Nervengewebes einwirken.»
Das hat auch das Forschungsprogramm bestätigt, das der Nationalfonds kürzlich der Öffentlichkeit präsentiert hat: Handystrahlung hat eine «biologische Wirkung». Vor wenigen Tagen kam die Weltgesundheitsorganisation gar zum Schluss, dass Handystrahlen «möglicherweise krebserregend» seien.
Andreas Schapowal rät, nur kurze Gespräche am Mobiltelefon zu führen. Ausserdem sollte man eine Freisprecheinrichtung verwenden. Die Strahlung ist zudem weniger stark, wenn man nur bei gutem Empfang telefoniert. Das heisst: Im Lift, im Auto und im Zug sollte man darauf verzichten.
Tipps: Zu viel Strahlung am Kopf vermeiden
- Telefonieren Sie so selten und so kurz wie möglich mit dem Handy. Das gilt vor allem für Kinder und Jugendliche.
- Nehmen Sie das Handy erst ans Ohr, wenn die Verbindung aufgebaut ist.
- Telefonieren Sie nicht im Zug oder im Auto.
- Telefonieren Sie mit Kopfhörern oder einer Freisprechanlage.
- Verbannen Sie das Handy aus dem Schlafzimmer.
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