Diagnose Krebs – mit dieser schockierenden Nachricht sind Jahr für Jahr rund 31 000 Menschen in der Schweiz konfrontiert. Doch das müsste nicht sein: Jeder dritte Tumor lässt sich durch einen gesunden Lebensstil vermeiden, sagen Fachleute. In der Schweiz sind das also gut 10 000 Fälle pro Jahr.
Jetzt kommt heraus: Die richtige Ernährung ist für die Krebsvorsorge genauso wichtig wie der Verzicht auf den Glimmstängel. Das ist das Fazit des neusten Krebs-Reports des World Cancer Research Fund und des Amerikanischen Instituts für Krebsforschung. In einem über 500-seitigen Bericht haben die Wissenschaftler der beiden Organisationen analysiert, wie das Essen das Krebsrisiko beeinflusst. Ihre Erkenntnisse haben sie in zehn einfachen und einprägsamen Merksätzen zusammengefasst (sieheunten). Wer sie beachtet, kann sein Krebsrisiko um ein ganzes Drittel senken.Hände weg von Junk Food und Süssgetränken
Hauptpunkt: ein gesundes Körpergewicht. Das heisst einen Body Mass Index * zwischen 21 und 23. «Das ist etwas vom Allerwichtigsten, um sich vor Krebs zu schützen», schreiben die Forscher. Denn wer dick ist, bekommt viel häufiger Darmkrebs, Brustkrebs sowie Krebs in Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Gebärmutter und in den Nieren.
Auch die Schweizer Krebsliga betont, dass Übergewicht für «fast alle Krebsarten ein grosses Risiko ist». Ein möglicher Grund: Mit zunehmendem Gewicht wird die Produktion von Wachstumshormonen angekurbelt. Damit steigt die Gefahr, dass sich die Zellen plötzlich unkontrolliert teilen und Krebsgeschwüre wachsen.
In ihrem Report empfehlen die Experten deshalb, sich täglich mindestens eine halbe Stunde zu bewegen. Aber nicht bloss gemütlich Velo fahren oder schlendern, sondern zumindest so intensiv, dass der Puls steigt und man ein wenig ausser Atem kommt. Auf Junk Food und Süssgetränke sollte man verzichten. Denn sie sind Kalorienbomben, die wenig sättigen und kaum Vitamine liefern.
Vollkorngetreide schützt vor Darm- und Magenkrebs
Besser ist pflanzliche Nahrung. Dazu gehören täglich 600 Gramm Gemüse und Früchte, zudem reichlich Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte. Diese Nahrungsmittel enthalten viele gesunde Pflanzenstoffe und reichlich Ballaststoffe. Sie schützen vor Krebs. Das belegten auch die Zwischenresultate der grössten europäischen Studie zu Krebs und Ernährung, der Epic-Studie.
In dieser Studie beobachteten die Forscher rund 520 000 Menschen aus zehn europäischen Ländern während vieler Jahre. Dabei stellte sich heraus: Obst und Gemüse schützen vor Lungen- und Darmkrebs sowie Krebs im oberen Verdauungstrakt. Vollkorngetreide schützt vor Darm- und Magenkrebs.
Beim Fleisch hingegen sollte man sich unbedingt zurückhalten, heisst es im Krebs-Report. Pro Woche dürfen höchstens 500 Gramm rotes Fleisch auf dem Teller liegen, etwa Rind, Schwein und Lamm. Auf Geräuchertes und Gepökeltes wie Schinken, Speck, Salami und Wurstwaren sollte man ganz verzichten. Sie sind besonders ungesund. Rotes und verarbeitetes Fleisch fördern Magen- und Dickdarmkrebs. Der britische Krebsarzt Tim Key schreibt in der Fachzeitschrift «British Medical Journal»: «Der Zusammenhang von Fleisch und Darmkrebs ist klar nachgewiesen.»
Unbedenklich ist weisses Fleisch wie Geflügel, vermuten Fachleute. Und Fisch ist sogar gut: Laut der Epic-Studie reduziert er vermutlich das Risiko für Darmkrebs.
Von zu viel Alkohol sollte man die Finger lassen: Er fördert unter anderem Brust-, Darm- und Leberkrebs. Frauen sollten nicht mehr als 1dl Wein oder 3dl Bier am Tag trinken, Männer vertragen das Doppelte. Auch vor zu viel Salz warnen die Wissenschaftler. Nicht mehr als 6 Gramm pro Tag sollten es sein. Denn Salz kann Magenkrebs fördern. Studien haben gezeigt, dass es die Helicobacter-Keime im Magen aggressiver macht. Diese Keime können Geschwüre verursachen.
Sechs Monate stillen reduziert Brustkrebsrisiko
Wer jetzt glaubt, dass er sich vor all den Krebsgefahren mit Vitaminpillen schützen kann, ist auf dem Holzweg. Die Autoren des Reports bezweifeln nicht nur den Nutzen, sondern warnen sogar: Hochdosierte Vitamin-Präparate könnten das Krebsrisiko fördern.
Mütter haben eine weitere Möglichkeit, sich vor Krebs zu schützen: Wenn sie ihr Baby sechs Monate stillen, erkranken sie seltener an Brustkrebs. Zudem schützt Stillen das Kind später vor Übergewicht – und damit vor einem der grössten Krebsrisiken.
Diese Ratschläge helfen nicht nur, gesund zu bleiben. Gerade auch Krebspatienten sollten sie beachten. Denn so können sie das Risiko für einen Rückfall deutlich reduzieren.
Die zehn Regeln gegen Krebs
- Vermeiden Sie Übergewicht.
- Bewegen Sie sich mindestens 30 Minuten pro Tag.
- Essen Sie möglichst viel Pflanzliches.
- Essen Sie höchstens 500 Gramm rotes Fleisch pro Woche.
- Verzichten Sie auf Geräuchertes und Gepökeltes.
- Verwenden Sie wenig Salz.
- Verzichten Sie auf Süssgetränke und Junk Food.
- Trinken Sie wenig Alkohol.
- Stillen Sie Babys bis zum Alter von 6 Monaten.
- Schlucken Sie keine Vitaminpillen.
* Body Mass Index (BMI):
Gewicht in Kilo : Produkt von Körpergrösse x Körpergrösse (in Metern). Online-Berechnung: www.searchfit.ch/goodies/bmi.asp