Gift-Cocktail in Champignons aus China
Getrocknete Pilze und Dörrbohnen stammen meist <br />
aus China. Dort spritzen die Bauern ihre Produkte viel <br />
stärker als in der Schweiz. Der Test zeigt: Vor allem Champignons sind stark mit Pestiziden belastet.
Inhalt
Gesundheitstipp 02/2013
20.02.2013
Christian Egg, Brigitte Jeckelmann
Produkte wie Pilze, Dörrbohnen und Knoblauch kommen nahezu flächendeckend aus China. Beim Knoblauch beträgt der chinesische Anteil am Weltmarkt bereits weit über 80 Prozent. Dies schrieb der deutsche «Spiegel».
Jetzt zeigt ein Test des Gesundheitstipp: Fünf von sechs getrockneten Champignons-Packungen enthalten mindestens ein Pestizid, drei von sechs Dörrbohnen ebenso (siehe Tabelle). Dabei wird deutlich: Chinesische Agro-Betriebe ­...
Produkte wie Pilze, Dörrbohnen und Knoblauch kommen nahezu flächendeckend aus China. Beim Knoblauch beträgt der chinesische Anteil am Weltmarkt bereits weit über 80 Prozent. Dies schrieb der deutsche «Spiegel».
Jetzt zeigt ein Test des Gesundheitstipp: Fünf von sechs getrockneten Champignons-Packungen enthalten mindestens ein Pestizid, drei von sechs Dörrbohnen ebenso (siehe Tabelle). Dabei wird deutlich: Chinesische Agro-Betriebe geben sich meist nicht mit ein bis zwei Pestiziden zufrieden: Gar fünf Gifte fand das Labor in den getesteten Pilzen von Coop und Migros. Für Christiane Huxdorff von Geenpeace Deutschland ist das «deutlich zu viel». Ein Cocktail verschiedener Chemikalien sei problematisch: «Es ist noch nicht erforscht, wie die verschiedenen Pestizide einander beeinflussen – etwa, ob sie sich im menschlichen Körper gegenseitig verstärken.»
Mehr noch: Das Labor fand mehrere Stoffe, die in der Schweiz verboten sind. Etwa das Insektizid Isocarbofos in den Bohnen von Denner. Laut Huxdorff wird es nur in China eingesetzt. Es wirkt auf das Nervensystem und ist hochgiftig, so Christiane Huxdorff: «Bei Ratten wirken bereits geringe Mengen tödlich.» Fast alle Pilzproben und die Migros-Dörrbohnen enthielten auch das Pestizid Carbofuran. Die EU stuft dieses Mittel gegen Insekten in die höchste Giftklasse ein. Seit 2007 ist es verboten. Schweizer Bauern dürfen Carbofuran noch bis am 1. Juli einsetzen, sofern sie noch Restbestände haben. Denn zugelassen ist das Mittel seit zwei Jahren auch in der Schweiz nicht mehr.
Meist waren die Mengen der gefundenen Substanzen zwar gering – mit einer Ausnahme: Carbendazim. Am meisten enthielten die Pilze von Volg, nämlich 1,7 Milligramm. Der Stoff soll Schimmel bekämpfen und wird in China oft routinemässig versprüht.
Carbendazim ist in der Schweiz zugelassen. Doch das Spritzmittel muss auf der Verpackung 13 Warnhinweise tragen, zum Beispiel: «Die gesamte Schutzkleidung muss nach Gebrauch gewaschen werden.» Von den drei Gefahrenkategorien der EU erfüllt der Stoff gleich deren zwei: «verändert das Erbgut» und «gefährdet die Fortpflanzung».
Bereits 2010 zeigte eine Stichprobe des Gesundheitstipp (Ausgabe 11), dass chinesische Lebensmittel oft mit Giften belastet sind: In 11 von 12 Packungen Goji-Beeren fanden sich Pestizide. Selbst Bio-Beeren enthielten Schadstoffe.
Experten erstaunen solche Resultate nicht. Reyes Tirado, Pestizid-Spezialistin von Greenpeace Grossbritannien, sagt: In China würden Tomaten- und Gurkenfelder bis zur Ernte drei- bis fünfmal gespritzt. «Aus der Provinz Guandong haben wir Berichte, dass sogar jeden zweiten Tag Pestizide versprüht werden», so Tirado.
Die Grossverteiler halten ihre Ware für einwandfrei. Migros- Sprecherin Monika Weibel etwa schreibt, die getesteten Produkte «sind gemäss schweizerischem Lebensmittelrecht konform». Und für Coop-Sprecher Urs Meier ist «die Ware verkehrsfähig». Ähnlich äussern sich die anderen Verkäufer. Volg hat die Butty-Champignons Ende 2012 aus dem Sortiment gekippt: «Letzte Restmengen sind noch im Verkauf.»
Zur Tatsache, dass mehrere Pestizide in der Schweiz nicht eingesetzt werden dürfen, schreibt Coop: «Da die Champignons nicht aus der Schweiz stammen, ist das irrelevant.» Auch Paloma Martino von Denner sieht keinen Grund, etwas zu ändern: «Die Bohnen werden ja nicht in der Schweiz produziert.»