Fit und gesund – auch ohne Fleisch

Viele Jugendliche essen weder Fleisch noch Fisch. Kein Problem, sagen Experten. Junge Frauen sollten einzig vermehrt auf ihre Eisenwerte achten.

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Gesundheitstipp 11/2010

06.11.2010

Letzte Aktualisierung:
09.11.2010

Gabriela Braun

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Einem Tier kann Julia Stadelmann nichts antun. «Ich sehe es als einen Freund. Essen kann ich es deshalb schon gar nicht», sagt die 21-Jährige aus Bremgarten AG. Seit sie fünf Jahre alt ist, verzichtet sie auf Fleisch und Fisch. Genauso wie ihre zwei Brüder. «Das ist für uns völlig selbstverständlich», sagt sie. Die Eltern hingegen essen Fleisch. «So war es bei uns schon immer.»

Julia und ihre Geschwister sind mit ihrer vegetarischen Ernährungsweise nicht allein: Immer mehr junge Erwachsene essen fleischlos. Massentierhaltung, Lebensmittelskandale und ihr ökologisches Bewusstsein sind einige der Gründe.

Die meisten Vegetarier sind wie Julia sogenannte Ovo-Lacto-Vegetarier: Sie verzichten auf Fleisch und Fisch, essen aber Eier und Milchprodukte (siehe Tabelle im pdf-Artikel).

«Vegetarier haben klare gesundheitliche Vorteile»

Der Entwicklung von Kindern schadet eine vegetarische Ernährung nicht. Der Ernährungsbericht des Bundesamtes für Gesundheit bescheinigt Vegetariern «klare gesundheitliche Vorteile».

Ernährungsspezialist und Präventivmediziner David Fäh sagt: «Eine vegetarische Ernährung ist für Kinder und Jugendliche geeignet.» Wichtig sei aber, dass sie ausgewogen essen. Dies gelte aber ebenso für Fleischesser.

Verschiedene Studien belegen: Jugendliche mit einer überwiegend vegetarischen Ernährung sind allgemein schlanker und gesünder. Sie haben zum Beispiel ein kleineres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Vegetarische Jugendliche wachsen gleich schnell wie ihre Kollegen, die Fleisch mögen. Vegetarier sind zwar etwas weniger kräftig, dafür sind sie in den Ausdauertests besser.

Einzig auf den Eisenwert im Blut sollten junge Frauen, die vegetarisch leben, aufpassen. Grund: Teenager brauchen während ihrer Entwicklung vermehrt Eisen – während der Menstruation verlieren Mädchen jeweils viel davon. Durch den Verzicht auf Fleisch fällt eine wichtige Eisenquelle weg. David Fäh: «Vegetarierinnen haben häufig weniger Eisen im Blut.»

Auch Julia Stadelmann hatte mit einem Eisenmangel zu kämpfen. «Vor vier Jahren fühlte ich mich plötzlich konstant müde und schwermütig», erzählt sie. Sie ging zum Hausarzt. Dieser stellte anhand einer Blutprobe einen erheblichen Eisenmangel fest. Julia bekam Infusionen: «Drei Wochen später fühlte ich mich wieder fit.»

Seither achtet sie noch besser auf die Zeichen ihres Körpers. Sie hat seit damals zwar immer gute Blutwerte. «Doch im Zweifelsfall gehe ich lieber einmal mehr zum Arzt.»

Fäh rät jungen Vegetariern, regelmässig Lebensmittel wie Spinat, Broccoli und Nüsslisalat zu essen – und zwar zusammen mit Vitamin- C-reichen Lebensmitteln – beispielsweise Orangensaft oder Peperoni.

So kann das Blut Eisen besser aufnehmen. Jugendliche brauchen auch mehr Eiweiss als Erwachsene. Diesen Bedarf decken Soja- und Milchprodukte ab. Milch liefert zudem Kalzium und Vitamine.

Veganer: Zu wenig Vitamin B12

Renato Pichler von der Schweizerischen Vereinigung für Vegetarismus (SVV) ist Veganer. Er sieht keine Probleme, wenn jemand weder Eier noch Milch und Milchprodukte zu sich nimmt. Pichler empfiehlt diese Art von Ernährung auch für Jugendliche. «Ich kenne viele vegane Kinder, die gesund und kräftig sind.»

David Fäh dagegen rät Kindern und Jugendlichen von einer Ernährung ganz ohne tierische Produkte ab. Er warnt: «Je geringer die Auswahl an Lebensmitteln, desto grösser ist auch das Risiko eines Mangels.» Dies sei vor allem bei Heranwachsenden eine Gefahr. Sie benötigten für ihr Wachstum besonders viele Vitamine und Mineralstoffe.

Veganer können an zu wenig Eisen und Kalzium leiden, aber auch an fehlendem Vitamin B12. Dieses Vitamin ist im menschlichen Körper wichtig für das Bilden von Blut. Es kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor, Pflanzen fehlt es.

Die Gefahr ist: Ein Mangel an Vitamin B12 macht sich erst spät bemerkbar und ist schwer festzustellen. Er kann zu Blutarmut führen und Nerven schädigen. Renato Pichler von der Vegetarier-Vereinigung rät Veganern deshalb zu Lebensmitteln, die mit künstlichem Vitamin B12 angereichert sind, etwa Sojamilch oder Frühstücksflocken.

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